Montag, 21. Juli 2008

Emsige Patrioten als nützliche Idioten

Mit dieser einzigen Liedzeile fasste schon Konstantin Wecker das Problem eines überschwänglichen Patriotismus sehr gut zusammen, und nach dem Mainstream-Artikel gestern über die abgehobene Politik, tauchen wir heute wieder in diese dreckige alltägliche Realität ein. Hunter S. Thompson sprach bereits im Jahr 2002 von einer "Orgie des Flaggenschwenkens" und heute widmet James Rothenberg den allzu Emsigen diesen Artikel beim Information Clearing House.
Hier die Übersetzung:


Das Problem des Patriotismus

Verwirrt wären wir, hießen die ersten Worte eines Kindes: „Ich bin stolz weiß zu sein!“ Selbst wenn das Kind lang genug gewartet hätte, um ein oder zwei Dinge über das Leben zu lernen, wäre noch immer etwas Beunruhigendes in dieser Aussage. Sollte irgendeine besondere Ehre darin liegen, Mitglied dieser Gruppe zu sein (tut sie nicht), was hätte man getan, sie zu verdienen? Es ist eher so, als würde man als der millionste Mensch, der eine Brücke überquert, geehrt werden.

Die Vereinigten Staaten waren niemals blind gegenüber der Farbe, auch wenn Justitia eigentlich nichts sehen kann. Albert Einstein nannte den Rassismus unsere nationale Krankheit. Er war begabt darin, Dinge zu erkennen, aber das zu erkennen, war eine einfache Sache. Der einzige Weg, es zu übersehen, ist selbst zu einem gewissen Grad ein Rassist zu sein. Und es ist eine Sache des Grades. Einhundert Rassisten werden nicht auf die gleiche Art rassistisch sein.

Insgesamt aber, wenn nicht sogar einhellig, erkennen wir die grundsätzliche Ungerechtigkeit des Diskriminierens wegen der Hautfarbe und wie verrückt es ist, übermäßig von seiner eigenen besessen zu sein, an, selbst wenn unsere Institutionen dabei nicht Schritt halten.

Dann gibt es den bedeutungslosen Zufall des Geschlechts. „Ich bin stolz ein Mann zu sein!“ Wunderbar. Gratulation! Man kann es genießen ein Mann oder eine Frau zu sein, aber selbst das scheint nicht mehr zu bedeuten, als das zu genießen, was man tut.

Wie auch bei der Hautfarbe, erkennen wir, wenn nicht sogar recht einhellig, die grundsätzliche Ungerechtigkeit des Diskriminierens wegen des Geschlechts und wie verrückt es ist, übermäßig von seinem eigenen besessen zu sein, an, auch wenn unsere Institutionen dabei nicht Schritt halten.

Die Religion ist ein großer Spalter der Menschen. Sie ist weitgehend zufällig und manchmal gewählt. Viele zehn Millionen Menschen wurden wegen ihr getötet. Zehn Millionen stolzer Menschen wurden von anderen stolzen Menschen getötet. Der Philosoph Dagobert Runes sagte, kein Gott sei es wert, für ihn zu töten. Die Vereinigten Staaten wurden auf der Grundlage der Religionsfreiheit gegründet, aber heutzutage behaupten einige, es sei eine christliche Nation. Ich habe einen indirekten Beweis dafür, dass es nicht so ist: Es war niemals die offizielle Politik, Juden zu verfolgen.

Noch immer erkennen wir, wenn nicht sogar recht einhellig, die grundsätzliche Ungerechtigkeit des Diskriminierens wegen der Religion und wie verrückt es ist, übermäßig von seiner eigenen besessen zu sein, an, auch wenn unsere Institutionen (insbesondere der Staat und die Justiz gegenüber den Muslimen) nicht Schritt halten.

Jetzt haben wir Nationalismus und Patriotismus, die in unserem Land heute praktisch untrennbar sind, also lassen Sie uns nur vom Patriotismus sprechen (da er in den Köpfen der Öffentlichkeit eine größere Verteidigung genießt). Unsere Nationalität ist weitgehend zufällig, manchmal gewählt. George Bernard Shaw machte eine elegante Beobachtung zu diesem Thema: „Patriotismus ist Ihre Überzeugung, dass Ihr Land allen anderen überlegen ist, weil Sie darin geboren wurden“

Trotzdem erkennen wir, im Gegensatz zum Rassismus, Sexismus und religiösen Fanatismus, im Falle des Patriotismus nicht an, wie grundsätzlich ungerecht das Diskriminieren aufgrund des Landes und wie verrückt die übermäßige Besessenheit von seinem eigenen ist. Insbesondere, weil unsere Institutionen Schritt halten.

Rasse, Geschlecht und Religion fordern nicht Ihre Loyalität, aber Ihr Land tut es. Ihr Dorf oder Ihre Stadt tun es nicht. Ihr Bundesstaat tut es nicht. New York und Kalifornien interessiert es nicht, ob Sie ihnen gegenüber loyal sind. Worin liegt der Unterschied? Streitkräfte! Unlce Sam braucht Sie. Um zu kämpfen.

Man könnte argumentieren, dass wir alle Amerikaner sind, und was ist so schlecht daran, für unser Land zu kämpfen? Zwei Dinge. Amerikaner entscheiden nicht, wann sie kämpfen und Amerikaner kämpfen nicht für ihr Land. Die politische Führung entscheidet, wann gekämpft wird und die Amerikaner kämpfen für die politische Führung.

Es muss hinzugefügt werden, dass wir nicht die einzige Nation mit einem Militär und patriotischen Bürgern sind. Wir sind dennoch die herrschende Supermacht mit einer unschönen Geschichte von staatlicher Gewalt, für diejenigen, die an den Aufzeichnungen interessiert sind. Aufgrund der Überlegenheit unserer militärischen Macht würde es sich moralisch gehören, sie als letzte zu benutzen. Unglücklicherweise sind wir damit beschäftigt, sie zu demonstrieren und zur Schau zu stellen.

Alles was man tun muss, um dieses Land auf einen Krieg vorzubereiten, ist den Alarm, dass sie kommen um uns zu holen, zu läuten und die Behauptung von der Selbstverteidigung aufzustellen. Das ist bekannt als Propaganda, ein abwertender Begriff seit die Sowjetunion und Deutschland anfingen ihn zu benutzen, aber neutral als die USA das Komitee zu öffentlichen Information (erster Weltkrieg) und das Büro zur Kriegsinformation (zweiter Weltkrieg) geschaffen haben.

Selbst wenn es genügend Beweise für das Gegenteil gibt, eine massive Propagandaanstrengung der Regierung für die Behauptung der Selbstverteidigung, kann das Land in die Unterwerfung führen. Was das möglich macht, ist eine große Menge an gefolgsamen, loyalen, patriotischen Bürgern, die in die andere Richtung sehen. Gefolgsam und loyal auf die Weise, auf die ein Polizeihund gefolgsam und loyal ist. Ohne Frage.

Es gibt einen abstrakten Begriff, der als die Vereinigten Staaten von Amerika bekannt ist. Es sind nicht die Sprache, die Kultur, die Überbleibsel, die Gebräuche und es sind mit Sicherheit nicht die Menschen, von denen jeder einzelne das beste Mittel um richtig von falsch zu unterscheiden, sein individuelles Gewissen, in sich trägt. Das Abstrakte ist das, worauf wir schwören, was in letzter Zeit zu Millionen verlorener und zerstörter Leben im Irak und Afghanistan geführt hat, ganz zu schweigen von den Folterkammern von Bagram, Abu Ghraib und Guantanamo.

Aber, wenn die Abstraktion Amerika handelt, sind Amerikaner darin verwickelt. Das ist kein Preis für patriotische Amerikaner, die ihre Gewissen übergeben und Salutieren, doch das Ergebnis ist, dass wir eine Nation von Verbrechern sind. Verbrecher gegen den Frieden, Grundpfeiler des internationalen Rechts bei den Nürnberger Prozessen.

Es gibt einen Weg, das Problem des Patriotismus in Form von Frage und Antwort zusammenzufassen. Warum werden die Verbrechen der USA nicht als Verbrechen angesehen? Weil es unpatriotisch ist.

Während der Zeit von Wahlen und Wiederwahlen (unser System der mehrfachen Amtszeiten sichert eine dauerhafte politische Klasse) spielen die Politiker ein Spiel mit den Menschen, das lautet „Ich liebe Amerika mehr als du es überhaupt lieben kannst!“ Ein Flaggenanstecker ist für einen Politiker das, was die riesige rote Nase für einen Clown ist, mit dem Unterschied, dass der Clown versucht albern zu sein. In Shows werden sie von den weitgehend dienstbaren Medien untersucht um festzustellen, wie tief ihr Patriotismus ist.

Sagen Sie den Leuten, dass sie ein Internationalist sind, ein Weltbürger, und sie werden mit Misstrauen betrachtet. Das setzt voraus, dass Sie überhaupt ernst genommen werden. Merkwürdig ist die Situation, in der wir unsere Ideale intuitiv als allgemeingültig betrachten, gleichzeitig aber daran scheitern, uns selbst von den Fesseln der nationalen Vorurteile zu befreien.


1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Patriotismus und Nationalismus sind etwas völlig unterschiedliches. Nur USA-Menschen ("Amerikaner" wäre total falsch) kennen den Unterschied nicht.

Ein Patriot liebt seine Heimat, nicht unbedingt seinen Staat, und respektiert deshalb auch andere.

Nur für Deutsche ist es leider tabu, Patriot zu sein, weil man Deutschland (inkl. A) kaputt machen will und den Deutschen Ende des 19 Jrh den Krieg erklärt hat.